Heute hier Morgen dort – Spannender Besuch bei uns!

Am 29.11.2019 hatten wir hohen Besuch in unseren heiligen Hallen – Danny Prochau, fremder Rolandsbruder hielt bei seiner Walz in unserem Betrieb und half unserem Lehrling Francesco beim Bau eines Modelgestells zur Übung diverser Dacheindeckungen.

Danny berichtete folgendes über die Traditionen einer Walz:

Jedes Gewerk, dass damals im Mittelalter bereits tätig war, kann heutzutage auf die Wanderschaft, sprich die Walz gehen. Wir Dachdecker sind neben den Steinmetzern die ersten die damit begonnen haben. 

Es gibt acht verschiedene Schächte bei uns Reisenden. Ich selber bin ein Rolandbruder gehöre somit zur Zweitältesten Schacht. Die Rolandsbrüder wurden nämlich 1891 gegründet. Im Prinzip haben alle Schächte die gleichen Regeln, bei uns sind aber nur männliche Bauhandwerker erlaubt. 

Ein wichtiges Zeichen aller Schächte ist aber der Ohrring im linken Ohr. Dieser zeigt einen selbstgeschmiedeten Nagel, der bei Missachtung unserer Regeln gezogen werden darf. Von daher stammt auch die Redewendung „Schlitzohr.“

Die Bedingungen sind:

  • Nicht älter als 27 Jahre
  • Nicht Verheiratet und keine Kinder
  • Keine Vorstrafen und Schulden
  • Man braucht einen Gesellenbrief 

Wann ging es für Danny, fremder Rolandsbruder, los?

Ich begab mich im April 2018 auf die Reise. Los ging es, als mich ein Walzwanderer abgeholt hat – dieser musste mindestens ein Jahr unterwegs gewesen sein. Von ihm bekam ich auch alle Regeln erklärt, die unbedingt eingehalten werden müssen. Dazu gehört unter anderem, dass ich in den 3 Jahren und einem Tag, die die Walz dauern muss mindestens 60 Kilometer von zu Hause wegbleiben soll. Des Weiteren ist es uns untersagt Geld für Fortbewegung und Unterkunft auszugeben. Die Menschen für die wir arbeiten dürfen uns nach eigenem Ermessen in Form von Kost und Logie bezahlen. ABER, falls wir eine längere Anstellung bekommen, arbeiten wir für einen entsprechenden Tariflohn. Der Grund ist, dass viele Geschäftsführer Mitarbeiter gekündigt haben um uns beschäftigen zu können, was aber niemals unser Ziel sein kann. 

Was sind denn die Vor- und Nachteile einer solchen Wanderschaft?

Vorteile sind vor allem, dass ich ständig neue Kulturen und Sitten kennen lerne. Durch das viele Reisen treffe ich auf die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen. So kann es sein, dass ich heute beim Bankkaufmann schlafe und Morgen zwischen Punkern nächtige. Die Menschen, die ich treffe sind auch erpicht darauf uns Brüdern die vielen Vorzüge der Heimat zu zeigen. Außerdem kann es sein, dass ich morgens in Hamburg meinen Kaffee trinke und abends am Bodensee ein Bier genieße 😉

Ich bin auch froh über den Austausch mit verschiedenen Geschäftsführern. Jeder berichtete bisher ehrlich über seinen Arbeitsalltag und was es unter anderem für Gründe gibt Mitarbeiter zu kündigen. Dies ist für mich definitiv lehrreich falls ich nach meiner Wanderschaft einen eigenen Dachdeckerbetrieb eröffnen möchte. 

Nachteile sind vor allem die Wetterverhältnisse. Ich habe in meiner Tasche 5 Unterhosen, 4 weiße Hemden, 5 Paar Socken, einen Schlafsack und mein Werkzeug. Im Sommer ist meine Kleidung zu warm und im Winter zu kalt. Bei Krankheiten muss ich zusehen, dass ich zeitnah eine langfristige Unterkunft finde um mich entsprechend auszukurieren. Außerdem musste ich am Anfang lernen ruhiger zu werden und nicht gleich panisch zu werden falls am Nachmittag noch keine Unterkunft in Sicht ist. 

Wie geht es jetzt für dich weiter?

Für mich geht es heute noch nach Karlsruhe, dort wird nämlich ein Glockenturm ausgebaut. Das bedeutet sichere Arbeit bis Weihnachten. An Weihnachten findet ein Weihnachtstreffen von circa 40 Wandergesellen in Toulouse statt. Über Silvester habe ich einen Trip nach Belgien mit Freunden aus der Heimat geplant. Ab März gehe ich dann in die Nähe von Potsdam um bei einer Umdeckung zu helfen. Anschließend werde ich mich mit anderen Wandergesellen zusammentun, um auf den Bahamas die Insel wieder aufzubauen – dort fand leider in den letzten Wochen ein großes Unwetter statt. Letztendlich geht es für mich nach Hawaii um das Surfen zu lernen. 

Dazwischen finden immer wieder ungeplante Sachen statt, für die ich aber auch sehr dankbar bin und die mir immer wieder neue Möglichkeiten eröffnen.

Lieber Danny Prochau, fremder Rolandsbruder, wir von der Firma Bauer Bedachungen wünschen dir alles Liebe und Gute auf deinem weiteren Weg und hoffen dass wir dich eines Tages wieder in unserem Betrieb begrüßen dürfen!